Mad Skills: Die neue entscheidende Variable im Bewerbungsprozess?

Von Robert Half on 16. Oktober 2023
Geschätzte Lesedauer: 7 Minuten

Hard und Soft Skills kennen die meisten Bewerber. Es gibt aber noch einen weiteren Begriff, mit dem sich Kandidaten auseinandersetzen sollten: die sogenannten Mad Skills. Damit sind Fähigkeiten gemeint, die die Einzigartigkeit und Passgenauigkeit eines Bewerbers für eine Stelle besonders unterstreichen können. Wem es gelingt, seine Mad Skills überzeugend zu präsentieren, der hat Vorteile gegenüber der Konkurrenz. Worauf Sie achten sollten, erklärt Marlene Pöhlmann, Managing Director bei Robert Half Deutschland.

Mad Skills: Was versteht man darunter?

Hard und Soft Skills dürften den meisten Bewerber mittlerweile vermutlich ein Begriff sein. Mit ersterem meint man „harte“ Fähigkeiten, die sich mit einem Zertifikat, einem Zeugnis oder einer anderen (offiziellen) Bescheinigung nachweisen lassen, Programmierkenntnisse oder ein Hochschulabschluss gehören zum Beispiel in diese Kategorie.

Soft Skills hingegen bezeichnen die eher „weichen“ Fähigkeiten, die ein Kandidat mitbringt, also ganz unterschiedliche Aspekte, wie zum Beispiel interkulturelle Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit oder Problemlösungskompetenz.

Eine dritte Kompetenzkategorie, die im deutschsprachigen Raum noch wenig bekannt ist, sind die Mad. Dabei handelt es sich um Fähigkeiten, die eher dem Bereich der Soft Skills zuzuordnen sind, jedoch nicht mit den „klassischen“ Soft Skills gleichgesetzt werden können. Mad Skills gehen darüber hinaus. Sie sind bestimmte Fähigkeiten, die es dem Kandidaten ermöglichen, sich von der Konkurrenz abzuheben.

Mad Skills können aus den unterschiedlichsten Bereichen des täglichen Lebens stammen. Ein besonders tiefes Verständnis für Kunst, ein ausgeprägtes Interesse an Naturwissenschaften, eine besondere Lebenserfahrung oder vielleicht sogar auch ein Schicksalsschlag wie eine schlimme Krankheit können eine Quelle von Mad Skills sein.

Mad Skills und das Silicon Valley

Das Konzept stammt aus dem Silicon Valley, dem mittlerweile grössten Wirtschaftszweig der Welt. Die erfolgreichsten Unternehmen haben früh erkannt, dass es für echte wirtschaftliche und technische Innovationen nicht ausreicht, Mitarbeiter zu beschäftigen, die nach Schema F vorgehen. Stattdessen suchten sie nach Menschen, die einen anderen „out-of-the-box“ Ansatz mitbrachten. Und dieser Ansatz scheint mit den sogenannten Mad Skills zu korrelieren.

Die Annahme: Menschen, die ungewöhnliche Hobbys oder besondere Lebenserfahrungen mitbringen, haben eher die nötigen Fähigkeiten, die es braucht, um komplexe Probleme zu lösen. Sie denken nicht in konventionellen Mustern, sondern gehen neue Wege und kommen so zu bahnbrechenden Ideen.

Im deutschsprachigen Raum spielen Mad Skills derzeit noch keine grosse Rolle, aber das könnte sich in Zukunft ändern. Denn die wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen Unternehmen stehen, können nur mit den richtigen Mitarbeitern bewältigt werden – und dabei können Mad Skills eine wichtige Rolle spielen.

Mad Skills im Bewerbungsprozess: Chance für Kandidaten

Der Arbeitsmarkt mag zwar in den vergangenen Jahren recht günstig für Bewerber gewesen sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass jeder Kandidat automatisch diejenige Stelle bekommt, die er sich wünscht. Es gibt nach wie vor Stellen, die äusserst begehrt sind und auf die sich mehrere geeignete Kandidaten bewerben. Genau gegen diese Kandidaten muss man sich durchsetzen, wenn man die Stelle haben will. Und dafür braucht man besondere Mittel und Strategien.

Eine Möglichkeit dabei: Mad Skills. Denn Mad Skills ermöglichen es Personalern, Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Bewerbers zu ziehen und somit schneller entscheiden zu können, ob die Person auf die Stelle passt. In vielen Berufen zählen heute nicht mehr nur die fachlichen Fähigkeiten, also die Hard Skills.

Vor allem in kreativen Berufen oder in solchen Positionen, die ein hohes Mass an zwischenmenschlicher Kompetenz erfordern, können Mad Skills den entscheidenden Unterschied machen. In manchen Berufen kommt es eben nicht mehr nur darauf an, bestimmte Fachkenntnisse mitzubringen. Ebenso wichtig sind in viele Fällen eine bestimmte Denkweise, Erfahrungen und Talente, die es dem Bewerber ermöglichen, aussergewöhnliche Lösungen zu finden.

So setzen Kandidaten Mad Skills ein

Bewerber, die es verstehen, ihre Mad Skills gekonnt einzusetzen, können sich dadurch von der Konkurrenz abheben. Stellt sich jedoch die Frage, wie genau sie ihre Mad Skills präsentieren können.

Einige Beispiele für Mad Skills im Vorstellungsgespräch

  1. Führungspotenzial beweisen: Kandidaten, die sich für eine Führungsposition bewerben, können ihre Mad Skills unter Beweis stellen, indem sie ihre langjährige Erfahrung als Mannschaftskapitän der lokalen Fussballmannschaft oder in einer anderen leitenden Rolle betonen. Das zeigt, dass sie in der Lage sind, sowohl eine Gruppe von Menschen zu leiten und zu motivieren.
  2. Umweltbewusstsein zeigen: Unternehmen, die sich im Bereich ESG weiterentwickeln wollen, schätzen Kandidaten, die sich nicht nur beruflich, sondern auch in ihrer Freizeit für die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit engagieren. Denn so zeigen die Bewerber, dass sie sich authentisch für diese Themen begeistern und daher gut zum Unternehmen passen.
  3. Interkulturelle Kompetenz demonstrieren: In global agierenden Unternehmen können Kandidaten im Vorteil sein, die bereits während Schulzeit oder Studium Auslandserfahrungen gesammelt haben und vielleicht sogar weiterhin Kontakt zu ihren Bekannten aus anderen Ländern halten. Interkulturelle Mad Skills sind nicht nur in global agierenden Unternehmen, sondern auch in grösseren Teams und projektbasierter Arbeit von Vorteil.

Denken Sie auch daran, dass Mad Skills nicht in allen Berufen und Branchen gleich wichtig sind. Überlegen Sie sich gut, ob Sie in einer eher konservativen Branche ihr unkonventionelles Hobby erwähnen.

Manche Arbeitgeber reagieren mitunter misstrauisch, wenn sie erfahren, dass der Kandidat ein gefährliches Hobby hat. Schliesslich könnte gerade dieses Hobby ein Grund für häufige Fehlzeiten sein. In solchen Fällen ist es wichtig, vorab abzuwägen, ob man als Kandidat mit der eher ungewöhnlichen Freizeitbeschäftigung punkten möchte oder sich durch die Erwähnung als Kandidat eher uninteressant macht.

Zusammengefasst: Kandidaten, denen es gelingt, auf die richtigen Mad Skills hinzuweisen, können ihre Einzigartigkeit, Authentizität und Passgenauigkeit für die Stelle unter Beweis stellen. Andererseits sind nicht alle Arbeitgeber begeistert, wenn ein Kandidat äussert unkonventionelle oder gar gesundheitsgefährdende Hobbys hat. Mit ein wenig Recherche lässt sich jedoch abschätzen, ob die Erwähnung der Mad Skills eher von Vorteil oder von Nachteil ist. Und Recherche gehört ohnehin dazu, wenn man als Kandidat eine überzeugende Bewerbung schreiben möchte.

Bildquelle: © Bruce Mars / Unsplash.com

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