Nach dem Jobangebot: 8 Tipps, wie Sie Ihr Gehalt erfolgreich verhandeln

Von Robert Half on 30. November 2022
Geschätzte Lesedauer: 7 Minuten

Sie haben die Stelle! Prinzipiell ein Traumjob – wenn das Gehalt stimmt. Das haben Sie jetzt selbst in der Hand – zumindest bis zu einem gewissen Grad. Mit unseren acht Tipps können Sie sich nach dem Vertragsangebot gut verkaufen und bei der Gehaltsverhandlung das Optimum herausholen.

Trauen Sie sich – andere tun es auch

Verhandeln Sie Ihr Einstiegsgehalt mit dem neuen Unternehmen, dann ist falsche Bescheidenheit fehl am Platze. Machen Sie sich bewusst, dass das Gehalt, das Sie jetzt verhandeln, die Basis für Ihr Einkommen in den nächsten Jahren ist. Sie denken, nachverhandeln können Sie später?

Das stimmt natürlich. Aber auch dann orientiert sich das Plus am vorherigen Verdienst. Und: Viele Unternehmen erlauben Gehaltserhöhungen nur in kleinen Schritten. Ein zu niedrig angesetztes Einstiegsgehalt später beim selben Arbeitgeber auszugleichen, ist dann schwierig.

Aber wie können Sie am besten das Gehalt verhandeln? Zunächst einmal: Trauen Sie sich! Andere tun es auch. Laut der Arbeitsmarktstudie von Robert Half hat mehr als die Hälfte (55 %) der Arbeitnehmer*innen versucht, beim letzten Jobangebot ein höheres Gehalt zu verhandeln. 2018 waren es nur 39 %. Immer noch Bedenken?

Völlig unnötig – denn dieselbe Umfrage zeigt: 70 % der Personalchef*innen gehen sogar davon aus, dass sich Bewerber*innen nicht mit dem ursprünglichen Angebot zufriedengeben. Wenn Sie nach dem Vertragsangebot Ihr Gehalt nicht nachverhandeln, verschenken Sie also im Zweifel bares Geld. Vor allem dann, wenn Sie über stark nachgefragte Qualifikationen verfügen.

Also: Auch wenn es Ihnen unangenehm ist, das Vertragsangebot nachzuverhandeln – einen Versuch ist es allemal wert. Machen Sie sich bewusst, dass es nicht um Raffgier geht, sondern um den Wert Ihrer Arbeit. Diese Tipps helfen Ihnen dabei, selbstbewusst, aber nicht unverschämt aufzutreten.

1. Wissen ist Macht: Informieren Sie sich über branchenübliche Gehälter

Bei Gehaltsverhandlungen geht es um einen angemessenen Preis für Ihre Tätigkeit. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihren Marktwert kennen.

Informieren Sie sich, welche Summen für die Position üblich sind. Für Jobs im kaufmännischen Bereich, im Finanz- und Rechnungswesen sowie in der IT kann Ihnen die aktuelle Gehaltsübersicht von Robert Half detaillierte Informationen liefern.

Analysieren Sie Ihre Mitbewerber*innen: Verfügen Sie über besondere Qualifikationen, die für die angebotene Stelle wichtig sind und die nicht allzu viele Bewerber*innen mitbringen dürften? Das stärkt Ihre Verhandlungsposition. Vergessen Sie auch nicht, sich über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu informieren. Hat es in den vergangenen Jahren gute Gewinne eingefahren, können Sie höher ansetzen.

2. Timing ist wichtig: Passen Sie den richtigen Zeitpunkt ab

Gutes Timing ist bei Gehaltsverhandlungen entscheidend. Sprechen Sie das Thema zu früh an, entsteht schnell der Verdacht, dass es Ihnen primär ums Geld geht. Warten Sie zu lange, dann wirkt das unsicher. Ihr Gegenüber denkt womöglich, Sie mit einem vergleichsweise niedrigen Angebot abspeisen zu können.

In vielen Fällen bringt der potenzielle Arbeitgeber das Thema Gehalt im zweiten Vorstellungsgespräch von selbst auf den Tisch. Wenn Ihr Gesprächspartner andeutet, dass das Unternehmen an Ihnen interessiert ist, lädt er Sie quasi dazu ein. Nutzen Sie diese Gelegenheit! Spätestens nach einem konkreten Vertragsangebot sollten Sie über Ihr Gehalt verhandeln. Wenn sie den Arbeitsvertrag erst einmal unterschrieben haben, ist es zu spät.

3. Vermeiden Sie die Von-Bis-Falle: Nennen Sie eine konkrete Zahl

Vielen fällt es leichter, eine relativ breite Gehaltsspanne anzugeben, als einen konkreten Betrag. Naheliegend, denn so verringern Sie die Wahrscheinlichkeit, wegen zu hoher Gehaltsvorstellungen vorzeitig aussortiert zu werden.

Wenn das Vertragsangebot allerdings schon (so gut wie) auf dem Tisch liegt, sollten Sie einen konkreten Betrag oder zumindest eine sehr enge Spanne nennen. Geben Sie eine Gehaltsvorstellung von 60.000 bis 75.000 Euro an, können Sie sich vorstellen, was in Ihrem Angebot stehen wird, oder?

Legen Sie im Vorfeld Ihre persönliche Schmerzgrenze fest. Mit diesem Mindestgehalt starten Sie natürlich nicht in die Verhandlung, sondern setzen höher an. Zeichnet sich dabei ab, dass Sie und Ihr Gegenüber auf keinen gemeinsamen Nenner kommen, ziehen Sie besser die Reissleine. So ersparen Sie es sich und dem Unternehmen, nach dem Vorstellungsgespräch noch lange vergeblich über das Gehalt zu verhandeln.

4. Es geht nicht nur um Sie: Auch an den Arbeitgeber denken

Dieser Tipp mag seltsam klingen, schliesslich geht es ja um Ihr Gehalt. Doch nehmen Sie mal die Perspektive des Unternehmens ein. Das möchte natürlich wissen, was es für sein Geld bekommt. Machen Sie deutlich, in welcher Form Ihr potenzieller neuer Arbeitgeber von Ihnen als Mitarbeiter*in profitiert – im Idealfall haben Sie sogar schon konkrete Beispiele, an welcher Stelle Sie den grössten Nutzen bringen würden.

Wichtig: Möglicherweise ist Ihrem Gegenüber das Feilschen um Geld genauso unangenehm wie Ihnen. Achten Sie darauf, einen offenen und freundlichen Ton anzuschlagen. Damit können Sie das Gespräch sehr viel effektiver steuern als mit einer aggressiven Herangehensweise.

5. Lügen haben kurze Beine: Bleiben Sie bei der Wahrheit

Die Basis für erfolgreiche Vertragsverhandlungen ist Ehrlichkeit – von beiden Seiten. Widerstehen Sie der Versuchung, ein konkurrierendes Angebot zu erfinden oder bei Ihrem bisherigen Gehalt zu übertreiben. Lügen haben bekanntlich kurze Beine – und spätestens, wenn der Schwindel auffliegt, ist das Angebot vom Tisch.

6. Alternativen zum Gehalt: Nicht nur aufs Geld schauen

Beim Verhandeln geht es um Lösungen, mit denen alle Beteiligten gut leben können. Das gelingt nur, wenn sich beide Seiten aufeinander zubewegen. Der potenzielle neue Arbeitgeber kann nicht so viel zahlen, wie sie es sich wünschen?

Vielleicht bietet ihnen das Unternehmen statt Geld etwas, das für Sie genauso gut ist. Die Möglichkeit zum Homeoffice beispielsweise, Fahrtkostenzuschüsse oder flexible Arbeitszeiten. Das sind Angebote, die die Firma wenig kosten und Ihnen womöglich mehr bringen als ein paar Euro mehr auf dem Konto.

Überlegen Sie schon im Vorfeld, welche Benefits für Sie interessant wären. Falls das Thema im Bewerbungsgespräch aufkommen sollte, sind Sie gewappnet. Und wenn Ihnen das angebotene Gehalt zu niedrig ist, können Sie direkt nach zusätzlichen Leistungen fragen.

7. Schlussstrich ziehen: Wissen, wann es an der Zeit ist, aus dem Ring zu steigen

Kaum ein Unternehmen wird Sie auf die Abschussliste setzen, nur weil Sie nach dem Vertragsangebot über das Gehalt verhandeln. Allerdings sollten Sie dabei ein wenig Fingerspitzengefühl beweisen und nicht nur um des Verhandelns willen verhandeln. Ziehen Sie das Prozedere unnötig in die Länge, sorgt das beim Einstieg in den neuen Job nicht unbedingt für das beste Standing.

Zeichnet sich für beide Seiten kein vertretbarer Kompromiss ab, lehnen Sie das Vertragsangebot höflich ab. Konzentrieren Sie sich stattdessen weiter auf die Suche nach einem Job, der Ihren Gehaltsvorstellungen besser entspricht.

8. Nicht auf Versprechungen verlassen: Lassen Sie das Angebot schriftlich festhalten

Manchmal passiert es einfach, dass eine mündlich getroffene Vereinbarung wie etwa Gleitzeit nicht explizit schriftlich aufgenommen wurde. Lassen Sie deshalb alle Vereinbarungen bezüglich des Gehalts und etwaiger Benefits schriftlich festhalten – entweder im Arbeitsvertrag oder in einer entsprechenden Zusatzvereinbarung.

Nicht dass Ihr Verhandlungspartner kurz nach Ihrem Einstieg das Unternehmen verlässt und sich plötzlich niemand mehr erinnern kann, dass Sie eine Gehaltserhöhung nach Ablauf der Probezeit fixiert haben.

Bildquelle: © 1001Love / Getty Images Signature

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