Wie Sie eine Degradierung am Arbeitsplatz bewältigen können

Von Robert Half on 15. Mai 2023
Geschätzte Lesedauer: 7 Minuten

Eigentlich sind Sie davon ausgegangen, dass alles in bester Ordnung in Ihrem Job ist. Sie sind sogar auf der Karriereleiter ein paar Stufen nach oben geklettert. Als Sie plötzlich in das Büro Ihres Chefs gerufen wurden, gehen Sie daher zunächst davon aus, dass es um eine Beförderung oder Gehaltserhöhung gehen könnte. In einem Anflug von Panik kommt Ihnen jedoch auch in den Sinn, dass Ihr Chef Ihnen kündigen könnte. Weder noch, der Grund für den Termin mit dem Chef ist Ihre Degradierung. Sie können es kaum glauben. Patrick Pieles, Vice President Full Time Contract Talent für Deutschland und die Schweiz bei Robert Half, gibt Ratschläge, wie Sie mit dieser Erfahrung umgehen.

Eine Degradierung bedeutet, dass Sie Ihre ursprüngliche Position im Unternehmen verlieren werden. Und das kann sich sowohl in einer anderen Berufsbezeichnung, einem veränderten Rang oder einem geringen Status zeigen. Umschrieben wird die Degradierung häufig mit Begriffen wie „Umstrukturierung“ oder „Neuzuordnung“. Und auch wenn es Sie in Ihrer aktuellen Situation vermutlich nicht sonderlich tröstet: Eine Degradierung am Arbeitsplatz ist keine Seltenheit.

Die Gründe für eine Herabstufung

Die Gründe für eine Degradierung sind so vielfältig wie die Mitarbeiter, die von einer Rückstufung betroffen sind. Ein Grund könnte zunächst bei dem jeweiligen Mitarbeiter zu suchen sein: Vielleicht hat er oder sie etwas getan, was die Herabstufung rechtfertigt. Es ist aber auch möglich, dass der Mitarbeiter schlicht und einfach die Erwartungen nicht erfüllt hat und deshalb zurückgestuft wird. Der dritte Grund für eine Degradierung hat nichts mit dem individuellen Mitarbeiter zu tun, denn in diesem Fall sind die Gründe für die Rückstufung im Unternehmen selbst zu suchen.

  • Leistungsprobleme: Mitarbeiter, die die Erwartungen an die Position nicht erfüllen, können in eine niedrigere Position degradiert werden, die besser zu den individuellen Fertig- und Fähigkeiten passt.
  • Anwesenheit und Pünktlichkeit: Wer grundsätzlich zu spät oder überhaupt nicht am Arbeitsplatz erscheint, kann ebenfalls zurückgestuft werden.
  • Vertragswidriges Verhalten: Mitarbeiter, die andere Beschäftigte oder Kunden belästigen, die Anweisungen des Vorgesetzten nicht ausführen oder sich gar strafbar machen (Diebstahl), müssen mit einer Degradierung rechnen.
  • Umstrukturierung: Eine betriebsinterne Umstrukturierung ist einer der Gründe, die ausserhalb des Einflussbereichs des Mitarbeiters zu suchen sind. Wird umstrukturiert, kann es passieren, dass Mitarbeiter degradiert werden, weil ihnen andere Aufgaben oder Zuständigkeiten zugewiesen werden.
  • Fehlende Fähigkeiten: Wenn Beschäftigte nicht die Fähigkeiten oder Kenntnisse mitbringen, die sie für ihre aktuelle Tätigkeit benötigen, können sie auf eine Position zurückgestuft werden, die besser zu ihren Kenntnissen und Fähigkeiten passt.

Was tun, wenn Sie degradiert werden?

Eine unfreiwillige Degradierung kann ein echter Rücksetzer für Ihr Ego und Ihre Karriere sein. Auf der anderen Seite kann sie auch ein Weckruf sein. Denn vermutlich ist es nur so weit gekommen, weil Ihre Fähigkeiten nicht mehr auf dem neuesten Stand sind – wobei natürlich auch interne Umstrukturierungen Grund für die Degradierung gewesen sein könnten.

Vielleicht ist Ihr erster Impuls, Ihre Kündigung einzureichen und sich nach einem neuen Job umzusehen. Das muss aber nicht zwingend die beste Entscheidung sein. Denn grundsätzlich – und nicht nur nach einer Degradierung – gilt: Kühlen Kopf bewahren und nicht dem ersten Impuls nachgeben. Es geht schliesslich um Ihre Karriere.

Stattdessen empfehlen wir die folgenden fünf Schritte nach einer Degradierung:

1. Bewerten Sie, was passiert ist

Reflexion lautet der erste Schritt nach einer Degradierung. Schauen Sie sich genau an, warum Ihr Arbeitgeber zu dieser Massnahme greift und denken Sie in aller Ruhe darüber nach, was passiert ist. Ist die Degradierung vielleicht eine disziplinarische Massnahme, die auf Ihrer Leistung beruht oder wurden Sie degradiert, weil Ihre Position im Unternehmen gestrichen wurde? Sie könnten –abhängig von Ihrer individuellen Position – Ihrem Vorgesetzten zum Beispiel diese Fragen stellen:

  • Kann ich noch ein wenig länger in meiner aktuellen Position arbeiten, um mich zu verbessern?
  • Könnten Sie die Aufgaben in meiner neuen Position möglichst genau beschreiben?
  • Könnten Sie den Ablauf der Degradierung kurz skizzieren?
  • Welche Optionen habe ich, wenn ich die angebotene Position nicht annehmen möchte?
  • Wie wird die Zurückstufung kommuniziert?

2. Seien Sie offen für Feedback

Versuchen Sie, das Positive zu sehen. Es ist durchaus denkbar, dass Ihr Vorgesetzter Sie als wertvollen Mitarbeiter betrachtet und Sie deshalb in eine Position versetzen möchte, die besser zu Ihren aktuellen Fähigkeiten und Kenntnissen passt.

Erkundigen Sie sich in jedem Fall, ob Ihr Vorgesetzter Bedenken hinsichtlich Ihrer Leistung oder Ihres Verhaltens hat. Sprechen Sie ausserdem an, ob es Möglichkeiten gibt, Ihre Skills zu verbessern.

Seien Sie offen für konstruktive Vorschläge und behalten Sie immer die Möglichkeit im Hinterkopf, dass sich zu einem späteren Zeitpunkt eine bessere Chance für Sie im Unternehmen ergeben könnte – in Ihrer jetzigen oder in einer anderen Abteilung.

3. Suchen Sie Unterstützung in Ihrem Netzwerk

Unterschätzen Sie nicht die emotionalen Auswirkungen, die eine Herabstufung haben kann. Vielleicht fühlen Sie sich zurückgewiesen oder nicht wertgeschätzt. Ihr soziales Umfeld, also Freunde, Familie, aber auch Mentoren oder Coaches können Ihnen helfen, mit der Situation zurechtzukommen.

4. Entwickeln Sie einen Aktionsplan

Sehen Sie die Degradierung als Chance, Ihre Fähigkeiten oder Ihre Leistung zu verbessern. Überlegen Sie, wie Sie in Zukunft Ihre berufliche Laufbahn gestalten wollen. Konzentrieren Sie sich dabei auf konkrete Schritte, um Ihr Selbstbewusstsein wieder zu stärken.

Das können zum Beispiel Weiterbildungsangebote oder andere Möglichkeiten sein, in Ihre persönliche Entwicklung zu investieren. Sollten Sie sich dazu entscheiden, zunächst in der niedrigeren Position bleiben zu wollen, finden Sie heraus, wie Sie den neuen Job besonders gut machen können.

5. Denken Sie über eine Kündigung nach

Kommen Sie zu dem Ergebnis, dass Sie das Unternehmen verlassen und die Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt austesten wollen, müssen Sie sich vorbereiten: Bringen Sie Ihren Lebenslauf auf den aktuellen Stand, erweitern Sie Ihr Netzwerk, bitten Sie um Empfehlungen und gehen Sie auf die Suche nach interessanten Unternehmen, bei denen Sie sich bewerben könnten.

 

Und noch ein Tipp: Vermutlich ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, mit einem Personalvermittler zusammenzuarbeiten und Kontakte zu interessanten Arbeitgebern zu knüpfen.

Bildquelle: ©Magnet.me - unsplash.com


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