Warum der Jobwechsel nie so schwierig war wie heute

Von Christina Holl on 30. August 2019

Zwar durchläuft die Schweizer Wirtschaft in ihrem Dauerwachstum gerade eine kleine Schwächephase, doch die Arbeitslosenzahlen sind weiter rückläufig und liegen deutlich unter denen des Vorjahres. Und trotzdem mehren sich die Klagen, dass es immer schwieriger wird, einen neuen Job zu finden. Wie kann das sein? Oder bilden wir uns das Problem möglicherweise nur ein?

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Fachkräftemangel = Schlaraffenland für Arbeitnehmer?

Glaubt man Medienberichten, dann fehlen in der Schweiz unzählige Fachkräfte – und das längst nicht mehr nur im IT-Bereich und in der Pflege, sondern quer über alle Branchen hinweg. Personaler berichten von ihren Problemen, geeignete Bewerber für offene Stellen zu finden.

Das klingt so, als wäre gerade der ideale Zeitpunkt, um einfach und schnell einen neuen Job zu finden.
Ganz so leicht, wie es sich mancher wechselwillige Arbeitnehmer vorstellt, ist die Stellensuche aber offenbar nicht.

Sechs von zehn Beschäftigten in der Schweiz sind der Meinung, dass es heute schwieriger als vor fünf Jahren ist, einen passenden Job zu finden. Das ergibt eine aktuelle Umfrage im Auftrag von Robert Half.

Ist das Jammern auf hohem Niveau oder ist die Stellensuche tatsächlich schwieriger geworden? Die Umfrage zeigt: Ein Selbstläufer ist die Jobsuche auch in Zeiten des Fachkräftemangels nicht. Bei knapp einem Fünftel (19 %) der Befragten hat der letzte Stellenwechsel zwischen drei und sechs Monaten gedauert. Mehr als jeder Zehnte (15 %) suchte sogar länger als ein halbes Jahr nach einem neuen Job.

Warum ist es heute so schwer, einen neuen Job zu finden?

Es scheint also etwas dran zu sein, dass es heute schwieriger ist, eine neue Arbeit zu finden. Doch woran liegt das? Offenbar an einer Vielzahl sehr unterschiedlicher Gründe, wie die Robert-Half-Umfrage zeigt.

Die Top-7-Gründe, warum der Jobwechsel nie so schwierig war wie heute:

  1. Unklare Anforderungen an Bewerber: Vier von zehn Befragten (39 %) haben Schwierigkeiten, abzuschätzen, welche Anforderungen tatsächlich erfüllt werden müssen bzw. ob sie für eine Position infrage kommen.
  2. Veränderte Anforderungen: Jeder Dritte (33 %) hat festgestellt, dass sich die erforderlichen Qualifikationen für den eigenen Beruf in den vergangenen fünf Jahren verändert haben.
  3. Jüngere Bewerber als starke Konkurrenz: Digital Natives haben in bestimmten Bereichen die Nase vorn (32 %).
  4. Weniger Stellen werden ausgeschrieben, so die subjektive Wahrnehmung von 28 % der Befragten.
  5. Längere Bewerbungsprozesse werden von jedem Vierten (25 %) beklagt.
  6. Schlechtere Rahmenbedingungen als früher, z.B. weniger Urlaubstage, Befristungen, weniger oder unattraktive Benefits (18 %).
  7. Zu schlechte Gehaltsangebote (18 %).

Digitalisierung: Neue Berufe, neue Anforderungen

Einige der genannten Gründe deuten es schon an: Die Digitalisierung ist nicht ganz unschuldig daran, dass es schwieriger geworden ist, einen passenden Job zu finden.

Zwar sind bislang nicht – wie noch vor einigen Jahren befürchtet – reihenweise Arbeitsplätze gestrichen und durch künstliche Intelligenz ersetzt worden. Doch die digitale Transformation hat definitiv dafür gesorgt, dass sich bestehende Berufsbilder geändert haben.

So kommen zum Beispiel Buchhalter, die sich früher klassischerweise durch Berge von Abrechnungsunterlagen kämpfen mussten, heute nicht mehr ohne digitale Skills aus. Doch das ist noch lange kein Grund, Angst davor zu haben, keinen passenden Job mehr zu finden.

Im Gegenteil: Wenn die Maschine die Routinetätigkeiten übernimmt, können Sie sich spannenderen Aufgaben widmen. Wer sich den neuen Gegebenheiten allerdings nicht anpasst, findet womöglich wirklich keinen passenden Job mehr. Ausserdem hat die Digitalisierung für viele neue Berufe gesorgt, die es so vor einigen Jahren noch nicht gab. Das ist eigentlich gut. Schliesslich bedeutet das ganz neue Karriereoptionen für Arbeitnehmer.

Die Kehrseite der Medaille: Oft sind bei diesen neuen Positionen die Anforderungen selbst den Unternehmen, die sie ausschreiben, noch nicht hundertprozentig klar. Und selbst wenn sie es sind, können sich die Anforderungen in Zeiten des digitalen Wandels innerhalb kurzer Zeit wieder ändern.

Vor diesem Hintergrund überrascht es wenig, dass so viele Jobsuchende darüber klagen, nicht richtig abschätzen zu können, ob eine Position für sie infrage kommt oder nicht.

Was Sie tun können, damit es mit dem Jobwechsel klappt

Warum finde ich keinen Job? Diese Frage kann ganz schön am eigenen Ego zehren – obwohl Sie jetzt wissen, dass die Jobsuche sogar in Zeiten des Fachkräftemangels kein Selbstläufer ist. Auch wenn es schwerfällt: Bleiben Sie motiviert und stecken Sie den Kopf nicht in den Sand. Möglicherweise ist die Lage weniger verzwickt als Sie denken und sieht mit ein paar Kniffen schon ganz anders aus. 

  • Machen Sie sich Gedanken darüber, was Ihnen bei einem Jobwechsel wirklich wichtig ist. Können Sie zum Beispiel finanzielle Abstriche verschmerzen, wenn Sie in der neuen Position viel Neues lernen und so Ihre Qualifikationen ausbauen können?
     
  • Haben Sie nicht zu viel Respekt vor Stellenausschreibungen und lernen Sie, sie richtig zu interpretieren. Machen Sie sich bewusst, dass die Anforderungsprofile in Stellenanzeigen quasi eine Art Wunschzettel des Unternehmens sind: Hier wird oft einfach alles aufgelistet, was man meint, irgendwie und irgendwann gebrauchen zu können. Und wie schon beschrieben, ist Unternehmen bei neuen Positionen oft selbst kaum bewusst, welche Qualifikationen der neue Mitarbeiter mitbringen muss. Lassen Sie sich von ellenlangen Anforderungsprofilen also nicht ins Bockshorn jagen. Wichtig ist, dass Sie die zuerst genannten Fähigkeiten mitbringen. Das sind die Must-haves für die Stelle.
     
  • Bilden Sie sich weiter! Grundsätzlich ist es immer eine gute Idee, sich beruflich fortzubilden. In Zeiten grosser Umbrüche, wie wir sie derzeit erleben, ist es fast schon Pflicht. Bei allem, was neue digitale Entwicklungen in Ihrem Bereich betrifft, sollten Sie auf dem Laufenden bleiben.

 

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Bildquelle: © punttim/ Unsplash.com

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