Anpassungsfähigkeit beweisen: So gelingt’s in der Bewerbung und im Job

Von Christina Holl on 5. Mai 2021

Anpassungsfähigkeit ist gerade in Krisenzeiten eine gefragte Eigenschaft. Im Lauf der Corona-Pandemie gewinnt daher der Adaptability Quotient (AQ) von Mitarbeitern für Arbeitgeber an Bedeutung. Auch im Bewerbungsverfahren kann es sich lohnen, seine Anpassungsfähigkeit unter Beweis zu stellen.

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Wie gut kommen Sie im Job mit Veränderungen zurecht?

Sicher kennen Sie das: Krisen und plötzliche Veränderungen im Job – da meldet sich zunächst ein ungutes Bauchgefühl. Jetzt heisst es, die neue Situation schnell anzunehmen und nach Lösungswegen zu suchen. Gelingt Ihnen das leicht? Dann verfügen Sie über ein hohes Mass an Anpassungsfähigkeit. Und die ist derzeit im Arbeitsleben besonders gern gesehen.

Grund dafür: die Corona-Pandemie. Seit gut einem Jahr ist in vielen Unternehmen nichts mehr selbstverständlich. Und das selbst dort, wo der Betrieb weiterlaufen kann, keine Kurzarbeit oder andere Einschnitte drohen.

Der neue Arbeitsalltag sieht für viele so aus: Chef und Kollegen sitzen im Home-Office, Meetings finden nicht statt oder werden per Videokonferenz abgehalten, daneben wollen das Privatleben und die Kinderbetreuung organisiert sein. 

Wer sich leicht an neue Gegebenheiten anpassen kann, hat da einen Vorteil. Der englische Begriff Adaptability Quotient (AQ) drückt aus, wie gut Mitarbeiter mit Veränderungen zurechtkommen – sowohl mit gravierenden als auch mit kleineren.

Für Personaler ist der AQ zu einem stehenden Begriff geworden, ähnlich dem IQ (Intelligenzquotient) und dem EQ, der für emotionale Intelligenz steht. Im Lauf der Corona-Pandemie hat der AQ rasant an Bedeutung gewonnen. Das zeigt eine aktuelle Robert-Half-Studie aus Belgien: 87% der dort befragten Manager gaben an, dass ihnen der AQ ihrer Mitarbeiter in Zeiten grosser Veränderungen besonders wichtig sei.

Adaptability Quotient: So punkten Sie mit Anpassungsfähigkeit im Job

Anpassungsfähigkeit – bedeutet das nicht immer auch Angepasstheit? Dieser Begriff ist eher negativ besetzt: Da denkt man doch sofort an einen unauffälligen Mitarbeiter, der als “graue Maus” Dienst nach Vorschrift schiebt, keine eigene Meinung vertritt und selten mit innovativen Ideen glänzt. Ein wenig schmeichelhaftes Bild für jeden, der im Job Ambitionen hat und etwas erreichen möchte.

Zugegeben, zu einem gewissen Anteil bedeutet Anpassungsfähigkeit im Beruf auch, bestehende Regeln und Abläufe zu akzeptieren und zu befolgen. Wer dies tut, integriert sich im Unternehmen und hat es leichter, ein gutes Verhältnis zu seinen Kollegen und Vorgesetzten aufzubauen – ein nicht zu vernachlässigender Erfolgsfaktor.

Der Adaptability Quotient aber umfasst weit mehr als das Schwimmen mit dem Strom. Wer einen hohen AQ hat, 

  • ist in der Lage, sein Denken und Handeln unter veränderten Bedingungen schnell neu auszurichten,
  • sieht nicht nur die Probleme, sondern denkt schon an die Lösungen,
  • kann sich schnell an schwierige Situationen anpassen und ist gut darin, kreative Auswege zu finden
  • und bleibt auch dann noch gelassen, wenn sich die Lage kontinuierlich oder unerwartet immer wieder verändert.

Gerade in anhaltenden Krisenzeiten sind solche Fähigkeiten extrem wertvoll. Das gilt sowohl für die Unternehmen selbst als auch für die Mitarbeiter. Wer agil handelt und denkt, stellt sich zudem für die Zukunft auf, denn die Arbeitswelt wird sich durch die Corona-Krise ganz sicher dauerhaft wandeln. 

Sie haben das Gefühl, dass Ihr AQ noch ausbaufähig ist? Daran lässt sich arbeiten:

  • Machen Sie sich bewusst, welche Aufgaben Sie schon wie lange auf immer dieselbe Weise erledigen und wo in Ihrem Arbeitsalltag eingefahrene Routine herrscht. Das kann Sicherheit geben, Sie aber auch in Ihrem Denken und Handeln einengen.
  • Trauen Sie sich, auch mal anders an Aufgaben heranzugehen oder zeitliche Abläufe umzustellen, und bringen Sie so Abwechslung in Ihren Alltag. 
  • Stellen Sie sich Szenarien vor, die im Job eintreten könnten, und überlegen Sie, was Sie dann tun würden.

Wertvolle Soft Skills wie Flexibilität und Kreativität in der Bewerbung ausdrücken

Sie sind aktuell auf Jobsuche? Dann sollte Ihr zukünftiger Arbeitgeber wissen, was er mit Ihnen gewinnt. Wer schon in der Bewerbung ausdrücken möchte, dass er anpassungsfähig ist und auf Veränderungen positiv reagiert, muss aber ein wenig um die Ecke denken. Gefragt sind keine Floskeln, sondern Beispiele.

So werden Sie konkret: Mit Anpassungsfähigkeit im Job gehen gleich mehrere wertvolle Soft Skills einher, zum Beispiel Flexibilität, Kreativität, Belastbarkeit, Stressresistenz und eine schnelle Auffassungsgabe. Überlegen Sie, bei welchen Gelegenheiten Sie diese Fähigkeiten im Job schon einmal erfolgreich unter Beweis gestellt haben, und lassen Sie diese Beispiele an geeigneter Stelle in Ihr Bewerbungsschreiben einfliessen.

  • Gab es in Ihrem vorigen Job eine herausfordernde Situation, der Sie mit einer kreativen Lösung begegnen konnten?
  • Sind Sie stets der erste, der sich mit neuen Technologien beschäftigt und versucht, sie sinnvoll in den Arbeitsalltag zu integrieren?
  • Mussten Sie beruflich schon öfter ins Ausland reisen und waren entsprechend mit neuen Gegebenheiten konfrontiert? 
  • Haben Sie an innovativen Projekten mitgewirkt und waren dafür auch mal bereit, Überstunden zu machen? 
  • Vergessen Sie auch nicht, in Ihrem Lebenslauf alle aktuellen Weiterbildungen und Kurse aufzuführen, die belegen, dass Sie vielseitig interessiert sind und gern dazulernen. 

Beispiele, die Sie nicht im Anschreiben oder im Lebenslauf unterbringen können, ohne dass es erzwungen klingt, sollten Sie sich für das Vorstellungsgespräch notieren. Es kann durchaus sein, dass Ihre Anpassungsfähigkeit dort auf die Probe gestellt wird. 

Möglicherweise wird konkret nach schwierigen Situationen gefragt, die Sie im letzten Job gemeistert haben. Oder der Personaler bittet Sie, sich ein aussergewöhnliches Szenario vorzustellen: Was wäre, wenn XY passiert? Wie reagieren Sie? 

Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf: Stellen Sie die Lösung vor, die Sie für die beste halten und halten Sie sich nicht mit der Frage auf, was der Personaler wohl hören will. Ungeachtet Ihrer Antwort könnte die nächste Frage nämlich lauten: Und was, wenn das nicht funktioniert? Haben Sie einen Plan B? Wer diesen Test besteht, beweist sein agiles Denken in vollem Umfang. 

Auch die Anpassungsfähigkeit im Job darf Grenzen haben

Bei allen Vorteilen, die eine flexible Einstellung mit sich bringt, darf jedoch eines nicht in Vergessenheit geraten: Dauerhafte Veränderungen, an die man sich immer wieder neu anpassen muss, können irgendwann zu Stress führen. Gleiches gilt, wenn der Arbeitgeber zu viel fordert und damit die Motivation seiner Mitarbeiter ausnutzt. 

Machen Sie sich daher bewusst, wo Ihre Grenzen liegen, und kommunizieren Sie das auch. Es ist legitim, dass Sie in bestimmten Punkten klar Ihre Meinung vertreten. Sie müssen nicht alles mit sich machen lassen, sondern dürfen Grundsätze benennen und diese einhalten.

Sie fühlen sich gut aufgestellt und möchten einen neuen Arbeitgeber von sich überzeugen? Wir helfen bei der Jobsuche.

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Bildquelle: © Delfino Barboza - Unsplash.com

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